Inge Meysel, vom Publikum liebevoll „Mutter
der Nation“ bezeichnet, war als unverbesserliche Käthe Scholz Identifikationsfigur
und Einschaltgrund des Fernsehens der 60er Jahre. In ihrer Rolle bildete die Volksschauspielerin den Alltag nicht nur ab – sie
wurde Bestandteil familiärer Tagesplanung.
Inge Meysel ist ein hübsches Beispiel für die Entwicklung
und Bedeutung des Fernsehens in Deutschland und dafür, wie sehr im Fernsehen
abgebildete Inhalte Einfluss auf unser Verhalten haben, wie sich Figuren zu
Familienmitgliedern entwickeln und ihr Rat und ihr Verhalten auf das Publikum
abfärben. Es gäbe auch andere Beispiele.
Vom anfänglichen technischen Experiment und
Propagandainstrument der Nazis über das Puschenkino mit Lagerfeuerromantik bis
hin zur heutigen Multimediabox; trotz aller technischen Innovationen – das Fernsehen
war und ist immer das Tor zur Welt und Lebensmittelpunkt. Es brachte uns ferne
Länder nach Hause, ließ uns fremde Kulturformen verstehen, zeigte uns die
Mondlandung, wurde stetiger Wegbegleiter und Freund im einsamen Alltag,
Ratgeber, Informant, Freizeitvergnügen.
Wohnzimmer werden um das Gerät herum eingerichtet wie eh und
je, die Macht über die Fernbedienung bleibt strittig. Trotz Zweitgerät,
Internet und hunderter Programme.
Fernsehen – die Welt Daheim! Seit 1935 als regelmäßiges
Programm. Wenn man die zwei Stunden täglich als regelmäßig bezeichnen möchte,
die der Sender „Paul Nipkow“, benannt nach dem Ingenieur und technischem Vater
der ersten Fernsehübertragungen, über den Berliner Funkturm anfangs zwischen 20
und 22.00 Uhr verbreitete.
Seit dem Sendestart 1935 hat sich vieles verändert.
Konstante bleiben lediglich das Schimpfen über die Qualität des Programms und
die wenig verlässliche Vorhersage, dass das Fernsehen längst tot sei.
Ist es aber nicht – genauso wenig wie heute vor 80 Jahren.
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